Description du projet
Junge Frauen entscheiden sich selten für ein Ingenieurstudium und kaum junge Männer wollen Volksschullehrer werden. Die Studienfachwahl ist das Ergebnis eines langen Entscheidungsprozesses, der nicht nur von der eigenen Begabung und dem Interesse, sondern auch von Faktoren wie beispielsweise Bildungsmöglichkeiten oder sozialer Unterstützung abhängt. Ziel des Projekts «GUNST – geschlechts(un)typische Studienwahl» war es, die Entscheidungsprozesse junger Frauen und Männer mit geschlechtsuntypischen Studienwahlinteressen am Übergang vom Gymnasium zur Hochschule zu untersuchen. Im Zentrum stand die Frage, was Frauen vom Studium der Ingenieur- oder Informatikwissenschaften abhält und warum Männer nicht Primarlehrer werden. Für die Studie wurden 1460 Maturandinnen und Maturanden der deutschsprachigen Schweiz zu ihren Studien- und Laufbahnzielen befragt. Rund die Hälfte (725) der Befragten gaben zwei Jahre später Auskunft über ihre Wahl. Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte dafür, in welchen Phasen junge Frauen und Männer gezielt in ihrem Entscheidungsprozess unterstützt werden können.
Quelles sont les particularités de ce projet?
Das Projekt ist an der Schnittstelle von Mittelschule, Hochschule, Industriebetrieben sowie Berufs- und Studienberatung angesiedelt. Es fördert den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit zwischen den am Studienwahlprozess beteiligten Institutionen. Das Projekt zielt auf die Entwicklung von Massnahmen im Hinblick auf eine «gender-sensitive» Vorbereitung und Begleitung der Studienwahl im Gymnasium ab.
Etat/résultats intermédiaires
Die jungen Frauen und Männer, die vor Maturitätsabschluss einen geschlechtsuntypischen Studienwunsch äusserten, setzten diesen auch um. Gute Mathematikleistungen, eine positive emotionale Einstellung zu diesem Fach, ein praxisorientiertes Studium, aber auch die Aussicht auf eine wissenschaftliche Tätigkeit im zukünftigen Beruf waren wichtige Faktoren für die Studienwahl im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Für die Berufswahl «Lehrer» erwiesen sich berufliche (männliche) Vorbilder, das Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie der Wunsch nach einem gesicherten Einkommen als zentral. Die Studierenden selbst erwähnten insbesondere (frühe) Lernerfahrungen in den Bereichen Naturwissenschaften/Technik bzw. in der freiwilligen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als ausschlaggebende Faktoren für ihre Studienwahl. Unterstützung bei der Studienwahl erfuhren die Studierenden vor allem von ihren Eltern. Die Studie lässt insgesamt den Schluss zu, dass keine «leaky pipeline» am Übergang von der Mittel- zur Hochschule besteht. Der Anteil Lernender mit dem Studienwunsch Ingenieurin/Lehrer ist – so zeigt eine Vergleichsstudie – bereits bei den 15-Jährigen relativ gering. Um mehr Studierende für diese Studienwahl zu gewinnen, sollten Interventionen früh, d.h. bereits in der Grund- und Primarstufe bei der Förderung der Lernerfahrungen, ansetzen. Diese Lernerfahrungen wirken sich wiederum auf die Selbstwirksamkeit und Interessensbildung aus. Es ist zu vermuten, dass durchaus mehr Studierende für eine «geschlechtsuntypische» Berufs- und Studienwahl gewonnen werden könnten, wenn sie durch einen klar strukturierten Prozess im Gymnasium gezielt in ihrer Studien- und Berufswahl unterstützt würden. Gleichzeitig sind für beide Bereiche auch Interventionen auf der Ebene von gesellschaftlichen, institutionellen Mechanismen, etwa bezüglich der Zuschreibung und Anerkennung von «männlichen» und «weiblichen» (beruflichen) Tätigkeiten, anzusetzen.
Publications
Kappler, Christa; Keck Frei, Andrea & Bieri Buschor, Christine (2012). «Männliche Lehrpersonen sind äusserst wichtig, aber diese Überlegung war kein Grund für meine Berufswahl» Eine qualitative Studie zur Bedeutung von Geschlecht bei der Berufswahl von angehenden Lehrern. Schulpädagogik heute, 5, 1-20;
Kappler, Christa (2011). Feminisiert und prestigeschädigend? ROSA, Zeitschrift für Geschlechterforschung, 43, 29-31;
Kappler, Christa; Berweger, Simone; Keck Frei, Andrea & Bieri Buschor, Christine (2011). Die herausragende Rolle des familiären Umfeldes. PH akzente, 4, 48-49;
Berweger, Simone; Bieri Buschor, Christine; Keck Frei, Andrea & Kappler, Christa (2010). Studienwünsche am Ende des Gymnasiums wie sie (nicht) umgesetzt werden. Gymnasium Helveticum, 1, 16-22;
Keck Frei, Andrea; Bieri Buschor, Christine; Berweger, Simone & Kappler, Christa (2010). Männer im Lehrberuf – Motive, Hürden und Chancen. PH akzente, 2, 36-38;
Bieri Buschor, Christine; Denzler, Stefan & Keck Frei, Andrea (2008). Wohin nach der Matura? Faktoren der Studienfachwahl von Maturandinnen und Maturanden. Gymnasium Helveticum, 2, 14-19;
Bieri Buschor, Christine; Denzler, Stefan & Keck Frei, Andrea (2008). Welche Maturandinnen und Maturanden wählen welche Studienfächer? NetzWerk, 1, 34-43.
Revue de presse
Interview mit Christine Bieri Buschor zu Männern im Lehrberuf «Väter raten ihren Söhnen häufig vom Lehrerberuf ab», erschienen in der NZZ (22. März 2010);
Interview mit Christine Bieri Buschor zum Thema «Warum werden junge Frauen trotz Interesse und Kompetenz nicht Ingenieurinnen oder Informatikerinnen?» erschienen in der Campus-Beilage der deutschen Zeitschrift DIE ZEIT (15. Januar 2010).
Liens
Personnes participant au projet
Dernière mise à jour de cette présentation du projet 21.12.2018