PORTEFEUILLE

Im Kanton Luzern bringen Lernende der Sekundarstufe II seit wenigen Jahren ihre persönlichen Laptops und Tablets mit in den Unterricht. Dies schafft neue Möglichkeiten bei der Gestaltung der Lernprozesse, insbesondere die Methode des begleiteten selbstorganisierten Lernens gewinnt hier zunehmend an Beliebtheit. Den Lehrpersonen fehlt dabei allerdings oft ein Werkzeug, um den Überblick über die individuellen Lernprozesse sowie den Wissensstand der ganzen Klasse zu behalten, um die Lernenden gezielt begleiten zu können.
Mit ORBIT ist in partizipativer Zusammenarbeit mit Lehrpersonen der Berufsmaturität ein neuartiges interaktives Lehrmittel entstanden, welches qualitativ hochwertiges Unterrichtsmaterial mit einer didaktisch und methodisch sinnvoll gestalteten, digitalen Lernumgebung paart. ORBIT überträgt die bewährte Lernmethode der Leitprogramme in den digitalen Raum: Mehrere Module mit einer Länge von 15 bis 30 Minuten bilden so genannte Lerneinheiten, die individuell in den Unterricht eingebettet werden können. Das Lehrmittel ermöglicht den Lernenden ein selbstbestimmtes Lernen im eigenen Tempo, bietet neuartige Möglichkeiten des interaktiven Lernens und schafft dank seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten neue Kommunikationsformen zwischen der Lehrperson und ihrer Klasse.
Die Lernenden schätzen an ORBIT insbesondere die individuellen Feedbacks, das Arbeiten im eigenen Tempo, die komfortable Benutzerführung, dass verpasste Lektionen zuhause nachgearbeitet werden können und die Abwechslung zum analogen Unterricht. Lehrpersonen erhalten dank ORBIT detaillierten Einblick in den Wissensstand ihrer Klassen sowie in die individuellen Lernprozesse der Lernenden. Sie schätzen den einfachen Einsatz des Lehrmittels, seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die Qualität der sorgfältig erarbeiteten und gründlich evaluierten Lerninhalte.
Das Projekt verfolgt bei der Erarbeitung der Lerneinheiten einen konsequenten Bottom-up-Prozess. Von der innovativen Idee über die Entwicklung der eigens entwickelten Software bis hin zur Ausarbeitung der digitalen Lerneinheiten sind stets aktuell unterrichtende Lehrpersonen am Werk. Das bedeutet, dass Erkenntnisse aus den Schulzimmern direkt und unmittelbar Eingang in die Weiterentwicklung des Projekts finden und seitens der Lehrpersonen ein hohes Commitment gegenüber dem neuen Lehrmittel geschaffen wird.
So werden Lehrpersonen der Berufsmaturität im Kanton Luzern zu Autorinnen und Autoren digitaler Lehr- und Lernformen und gestalten dank ORBIT die digitale Transformation in der Bildung aktiv und praxisnah mit.

ORBIT wurde durch Jan Siegwart, Fachlehrer für Wirtschaft und Recht am Fach- und Wirtschaftsmittelschulzentrum Luzern, entwickelt. Er gestaltet damit seit dem Schuljahr 2018/19 Teile seines Unterrichts. Es fanden bereits Evaluationen mit Lernenden und Workshops mit interessierten Lehrpersonen statt.
Im Juli 2019 wurden in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern und der Pädagogischen Hochschule Luzern im Sinne eines Pilotprojekts erste Lerneinheiten in Autorenteams entwickelt, bis im Frühjahr 2020 erprobt und mittels Lernenden- und Lehrpersonenfeedback grundlegend ausgewertet. Gleichzeitig wurde die dem Lehrmittel zugrunde liegende Software an neu aufgetauchte fachliche und methodische Anforderungen angepasst und entsprechend um zusätzliche Funktionen erweitert.
Auf Basis der positiven Erfahrungen wurde beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation das Projekt «ORBIT – digitale Leitprogramme für die Berufsbildung» eingegeben, welches im Herbst 2020 bewilligt wurde und damit den Ausbau und eine breitere Evaluation von ORBIT ermöglichte. Es entstanden insgesamt 9 Lerneinheiten, die inzwischen alle mehrfach im Unterricht eingesetzt und evaluiert wurden.
Für das Schuljahr 2024/2025 wurden durch das Education Pioneer-Projekt acht neue Lerneinheiten in allen drei Fachbereichen erarbeitet und evaluiert. ORBIT findet immer breiteren Anklang und wurde im Schuljahr 2023/2024 von über 20 Lehrpersonen an 6 verschiedenen Luzerner BM-Schulen im Unterricht eingesetzt. Insgesamt 734 Lernende hatten ORBIT in diesem Schuljahr mindestens einmal im Einsatz. Insgesamt wurde 5019-mal ein ORBIT-Modul von Lernenden bearbeitet. Die Entwicklung weiterer Lerneinheiten läuft auf Hochtouren und bis zum Herbst 2025 werden weitere 14 Lerneinheiten hinzukommen, damit schliesslich in allen drei Fachbereichen je zehn Lerneinheiten zur Verfügung stehen.