Projektbeschreibung
Im Zusammenhang mit Change Prozessen hat sich die Mobilisierung und Fokussierung von Energie sowie das nachhaltige Haushalten mit Energie als zentral für den Unternehmenserfolg herausgestellt. Ziel des Projektes war, in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Definition und Untersuchung des Konstruktes "organisationale Energie". In diesem Forschungsprojekt wurden auf theoretischer und empirischer Basis das Konstrukt Organisationale Energie grundlegend definiert und unterschiedliche Zustände von Energie in Unternehmen abgeleitet. Darüber hinaus wurden wesentliche Treiber von Energie identifiziert und Strategien entwickelt, die Führungskräfte verfolgen sollten, um die Energie im Unternehmen erfolgreich zu beeinflussen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Viele Unternehmen beginnen - ohne Rücksicht auf ihre Kraft - ständig mit neuen Change-Anstrengungen. Dies führt oft zur Erschöpfung und Resignation - zu organisationalem Burnout. Anderen Unternehmen hingegen gelingt es, ihre Energie zu erhalten und bei entscheidenden Herausforderungen zu mobilisieren und zu fokussieren. In der Wirtschaftswissenschaft und -praxis besteht ein Bewusstsein von der Existenz und Bedeutung organisationaler Energie, aber es fehlt an einer Begriffserklärung und einer theoretischen Einbindung. Nach unserem Wisen ist der vorliegende Ansatz bislang einzigartig und - so die Resonanz von mehreren Organisationen - trifft doch einen verbreiteten Bedarf.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Forschungsprojekt drei zentrale Ziele:
- Definition und Messung des Konstrukts Organisationale Energie
- Untersuchung der Entstehung von organisationaler Energie - welche Faktoren fördern Energie, welche führen zu Verbrauch oder Verlust von Energie?
- Ansatzpunkte für Führungskräfte zum Aufbau und nachhaltigen Erhalt organisationaler Energie
Stand/Resultate
Das Forschungsprojekt basierte auf einem theoretisch und qualitativ-empirisch erarbeiteten Vorverständnis zum Entstehungsmodell organisationaler Energie, zu verschiedenen Energiezuständen und zu Faktoren, welche die Qualität und Intensität organisationaler Energie beeinflussen. Im Forschungsprojekt wurde - über zwei Pilotstudien und in der Panelstudie des von 2003 bis 2006 laufenden internationalen Firmenkonsortiums Organizational Energy Program (OEP) - ein bis zu 158 Fragen umfassender Fragenbogen entwickelt und getestet. Dieser Survey wurde bereits mehrfach und mit insgesamt über 50.000 Antworten eingesetzt. Dadurch wurde in den Firmen deren Energiezustand und das Ausmass der Treiber von Energie gemessen.
Durch die Pilotstudien, erste Resultate der Panelstudie und qualitative Studien konnte die Definition von Organisationaler Energie als die Kraft, mit der ein Unternehmen zielgerichtet Dinge bewegt, bekräftigt werden. Es konnte gezeigt werden, dass Organisationale Energie aus drei Komponenten - emotionales, mentales und verhaltensbezogenes Potenzial - besteht, die in Unternehmen unterschiedlich stark für die die Verfolgung der Ziele mobilisiert sind. Firmen oder Einheiten können vier unterschiedliche Energiezustände annehmen können: "Produktive Energie", "Angenehme Trägheit", "Resignative Trägheit" und "Korrosive Energie".
Gleichzeitig wurden wesentliche Energie-Treiber empirisch identifiziert. Das Ausmass von Energie in Unternehmen, Einheiten oder Gruppen ist davon abhängig, inwieweit ein kollektives Commitment zu gemeinsamen Zielen besteht, ob ein starker Glaube an die eigenen Fähigkeiten, auch schwierigste Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, existiert (Collective efficacy) und inwieweit ein hoher Zusammenhalt in den Einheiten existiert. Eine zweite Gruppe von Energie-Treibern besteht in der Einschätzung von Chancen und Bedrohungen für das Unternehmen. Abschliessend konnten zwei Führungsstile identifiziert werden, die die Entstehung von Organisationaler Energie fördern: Transformationale (Promotionsorientierte) Führung und Präventionsorientierte Führung.
Für die Mobilisierung von Energie können Unternehmen den Leadership-Strategien "Zukunftschancen ergreifen" oder "Bedrohungen bewältigen" folgen. Zur Fokussierung von Energie sollten die drei genannten Faktoren kollektives Commitment, Collective Efficacy und Zusammenhalt durch Führungskräfte gefördert werden. Untenehmen, die von internen Konflikten oder Mikropolitik gekennzeichnet sind, können der Strategie "Korrosive Energie abbauen" folgen. Unternehmen, die häufig in Veränderungsprozessen engagiert sind, sollten sich der langfristig entscheidenden Managementherauforderung des nachhaltigen Haushaltens von Energie widmen.
Begonnen wurde das Projekt im letzten Jahr mit einer breit angelegten Literaturrecherche. Hierbei wurde ein erstes Verständnis vom Wesen und der Bedeutung organisationaler Energie gewonnen. Anschliessend wurde auf der Basis einer systematischen Analyse (Grounded theory-Ansatz) von 50 Interviews mit Managern eines amerikanischen Ölkonzerns ein erstes Modell zur Entstehung organisationaler Energie erarbeitet. Es wurden verschiedene Zustände organisationaler Energie bestimmt und Faktoren identifiziert, die Einfluss nehmen auf die Qualität und das Ausmass organisationaler Energie.
Publikationen
Bruch, H./Gerber, P. 2003, Krisenbewältigung mit System, in: Personalwirtschaft, Nr. 10, S. 10-14.
Bruch, H./Ghoshal, S. 2003, Unleashing organizational energy. MIT Sloan Management Review, 45:(1/Fall): S. 45-51.
Bruch, H. & Müller, Chr. & Gerber, P. 2004, Glaubwürdige Kommunikation in Changeprozessen, in: io new management, Heft 12, 2004, S. 16 - 20
Bruch, H./Vogel, B. 2003, Organisationale Energie – Konstrukt und Ansätze für das Management. PSP Index 2003 - Portraits Schweizer Personaldienstleistungsunternehmen.S. 22-29. Zürich.
Bruch, H. & Vogel, B. 2004 Diversität und kollektive Emotionen, in: Persorama, Magazin der Schweizerischen Gesellschaft für Human Resources Management HR Swiss, Nr. 2, 2004, S. 18-23.
Bruch, H./Vogel, B. (2005), Organisationale Energie: Wie Sie das Potenzial Ihres Unternehmens ausschöpfen, Wiesbaden.
Cole, M/Bruch, H./Vogel, B. 2004, Workplace emotions as mediators of the influence of perceived supervisor support and psychological hardiness on cynicism, in: Academy of Management Confe-rence Proceedings, New Orleans.
Medienecho
keine
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 17.10.2018