Projektbeschreibung
Die Tagung «A3 = Abgebrochen - Ausgeschlossen - Ausgestiegen» vom 13. Januar 2011 widmet sich Jugendlichen, die in unserem Bildungssystem scheitern. Sie basiert auf den Erkenntnissen des Forschungsprojekt GRS-002/06 „Schulabbrecher in der Schweiz“, ein Thema von sowohl bildungs- als auch gesellschaftspolitisch höchster Brisanz. Hauptthematik sind die Hintergründe des Phänomens Schulabbruch sowie weiterer Formen irregulärer Schulabgänge. Dazu gehören auch Ausgeschlossene (Time-outs) und Aussteiger, welche die Schule nicht direkt abbrechen, sondern ihr regulär den Rücken kehren. Die Tagung beleuchtet die Thematik aus bildungsorientierter, juristisch-strafrechtlicher und volkswirtschaftlicher Perspektive.
Aus bildungswissenschaftlicher Perspektive wird aufgezeigt, warum und wie Schülerinnen und Schüler zu Schulabbrechern, zu Ausgeschlossenen und zu Aussteigern werden und welche Entwicklungs- und Berufseinmündungswege sie anschliessend nehmen, wer für diese Entscheidung verantwortlich gemacht werden kann und welche Strategien und Mechanismen Schulen anwenden, um einen drohenden Schulabbruch, Schulausschluss oder Schulausstieg zu vermeiden - oder ihn gar zu provozieren. Die juristisch-strafrechtliche Perspektive richtet einen ordnungspolitischen Blick auf die Thematik. Sie fragt, wie Schulabbrecher erfasst und überprüft werden können und welche Verwaltungsschritte unternommen werden sollten. Die volkswirtschaftliche Perspektive fokussiert die Frage nach den direkten Kosten und den Opportunitätskosten (z. B. entgangene Steuereinnahmen, entgangene Wertschöpfung, entgangene Konsumausgaben) von Schulabbrechern für den Staat sowie nach der Rendite von Investitionen in Prävention.
Die Tagung wird Fachleute aus den verschiedensten Bereichen zusammenbringen, um so eine Basis für konstruktive Diskussionen zu schaffen, welche zu einem besseren und tieferen Verständnis des Phänomens Schulabbruch sowie anderer Schulabgangsformen beitragen soll. Die Tagung richtet sich an Fachleute aus den Bereichen Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Bildungspolitik und Bildungsforschung, als auch an Mitglieder der juristisch-strafrechtlichen Behörden sowie interessierte Eltern.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Nachdem die Gebert Rüf Stiftung die eigentliche Forschungsarbeit zum Phänomen Schulabbruch ermöglicht hat (siehe GRS-002/06 „Schulabbrecher in der Schweiz“) leistet die Stiftung nun als Partnerin dieser Tagung einen essentiellen Beitrag zu deren öffentlichkeitswirksamen Darstellung und Diskussion. Ziel der Tagung ist es, den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis, Bildungs- und Sozialpolitik sowie der interessierten Öffentlichkeit zu fördern und eine Plattform zu bieten, auf welcher erstmals in der Schweiz die Problematik des Schulabbruchs, Schulausschlusses und Schulausstiegs präsentiert und mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen diskutiert werden kann.
Die Tagung soll zu einem Motor werden, dass die Thematik endlich verstärkt auf Gemeinde-, Kanons- und Bundesebene diskutiert wird. Bislang ist dies fast ausschliesslich verdeckt geschehen. Dass die «A3 = Die Abbrecher, Ausgeschlossenen und Ausgestiegenen» den Staat auch eine Menge Geld kosten und dass sich hinter jedem der Individuen ein Schicksal besonderer Tragweite und besonderer Entwicklungspathologie verbirgt, wird kaum zur Kenntnis genommen. Die «A3’s» haben signifikant häufiger Gesundheitsprobleme, sind in deviante Aktivitäten verwickelt und werden von Sozialhilfe und staatlichen Unterstützungsprogrammen abhängig als Jugendliche mit regulären Bildungswegen. Die «A3’s» werden mit einiger Wahrscheinlichkeit zu einer der grossen zukünftigen Herausforderungen unseres Bildungssystems und zum sozialen Dynamit des 21. Jahrhunderts.
Stand/Resultate
Unsere Tagung versucht, die Hintergründe dieser «A3’s» aufzuzeigen und Wege zu diskutieren, wie mit diesem Phänomen aus interdisziplinärer Perspektive umgegangen werden soll. Die Tagungsergebnisse sollen helfen, Wissen aufzubereiten, das für Prävention und Intervention von Schulabbruch und den vielfältigen irregulären Abgangsformen grundlegend ist. Es sollen auch die Kontroversen aufzeigt werden, die sich rund um Fragen ergeben, welche Rolle die Schule selbst bei solchen Abgangsprozessen spielt. Des Weiteren geht es um die Identifikation offener Fragen, die Grundlage für eine vertiefte Auseinandersetzung sowohl aus bildungs- und sozialpolitischer, als auch aus juristisch-strafrechtlicher und volkswirtschaftlicher Perspektive bieten.
Publikationen
siehe Forschungsprojekt GRS-002/06
Medienecho
siehe Forschungsprojekt GRS-002/06
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 06.08.2016