PORTFOLIO

Projektdarstellungen auf der Webseite

Jedes von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird mit einer Webdarstellung zugänglich gemacht, die über die Kerndaten des Projektes informiert. Mit dieser öffentlichen Darstellung publiziert die Stiftung die erzielten Förderresultate und leistet einen Beitrag zur Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft.

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What the Cell?!? Dein Leben in 3 Akten

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Dieses von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird von folgenden weiteren Partnern mitgetragen: Kulturgemeinschaft Uster im Central Uster; Kanton Zürich, Fachstelle Kultur; Stadt Uster

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-037/15 
  • Förderbeitrag: CHF 20'000 
  • Bewilligung: 09.07.2015 
  • Dauer: 10.2015 - 12.2016 
  • Handlungsfeld:  Scientainment, seit 2013

Projektleitung

Projektbeschreibung

Ein junges Team aus zwei Theaterschaffenden und einem Naturwissenschaftler hat sich in den Kopf gesetzt, eine Herausforderung anzunehmen. Diese besteht darin, komplexe, dem Laien oft nicht einfach zugängliche Vorgänge der Natur – da aufgrund der zellulären und molekularen Dimension sozusagen unserem direkten Blick entzogen – auf eine klare und verständliche und doch fundierte sowie unterhaltsame Weise näher zu bringen. Hierin besteht auch die Originalität des Projekts. Es soll versucht werden, nicht einfach nur an der Oberfläche zu kratzen um «Ah» und «Oh» Effekte zu erzeugen, sondern ins «Kleine» vorzudringen, also in die Zelle, um dadurch das Verständnis für das Grosse und Ganze, für den Organismus, zu erhärten.

Dieses Verständnis ist in der heutigen Zeit, welche durch die schnellen Fortschritte der biomedizinischen Forschung geprägt ist, von zunehmender Wichtigkeit. Es gilt die Angst zu nehmen vor den scheinbar undurchdringbar komplexen Themen der Biologie und Medizin und den guten Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft zu erhalten.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Das Projekt zielt darauf ab, unser Innenleben in einer wissenschaftlichen Lecture Performance zu präsentieren und ein Verständnis für das zu schaffen, was uns biologisch betrachtet ausmacht, ohne dass wir uns dessen meistens bewusst sind. Wir konzentrieren uns nicht nur auf die Vermittlung von wissenschaftlichen Fakten, sondern erarbeiten theatrale Situationen, die die Zuschauer emotional an diese unbemerkten Vorgänge in ihnen heranführen. Zellen haben nämlich durchaus dramatisches Potential!

Am Beispiel der Zelle lassen sich die beiden grossen Protagonisten des Daseins, die seit über 2000 Jahren die Dramatik befeuern, konkret verhandeln. Diese Protagonisten sind Leben und Tod. Umsie drehen sich die grossen Fragen der Menschheit, auf ihnen gründen Religionen, über sie schreibt die Philosophie. Wäre man Zelle, wäre dieser menschliche Hype ums Entstehen und wieder Vergehen eine unspektakuläre Geschichte. Zellen entstehen und vergehen die ganze Zeit. Was sie tagtäglich in uns veranstalten, und – noch erstaunlicher! – wovon man gar nichts mitbekommt, ist ein Wunder.

Sieht man als Nicht-Wissenschaftler auf diese Vorgänge, geht man durch einen Prozess des Sich-Bewusst-Machens, was in einem selbst das ganze Leben über geschieht, ohne dass man auch nur eine Sekunde darüber nachdenkt. In diesem Projekt trifft Biologie also nicht nur auf Theater, sondern auf Metaphysik. Es geht um die grossen Fragen des Lebens und den Versuch diesen anonymen Eigenleben in uns eine Geschichte zu geben. Es ist eine Hommage an das, was wir sind, ohne dass wir uns bewusst sind, dass wir es sind.

Das Projekt gliedert sich als Serie mit drei Folgen. Die Form wird ein inszenierter Vortragsabend sein, den Andrin Wacker und Antje Schupp im Dialog von Wissenschaft und Theater bestreiten. Es wechseln sich Moderation, inszenierte Lectures, Live-Experimente, dramatische Szenen und gruppendynamische Übungen mit dem Publikum ab. Als wiederholendes szenisches Element tritt "die Zelle" auf, die in all ihren unterschiedlichen Charakteren, Eigenschaften, Lebenskrisen und mit der ständigen Aussicht auf den baldigen Tod mit dem Leben ringt und die schönsten Texte der dramatischen Kunst zum Besten gibt.

Stand/Resultate

Die dreiteilige Serie hat es geschafft der Komplexität des Themas gerecht zu werden und gleichzeitig den Abend so zu gestalten, dass man nicht «abgehängt» wurde oder nicht mehr aufnahmefähig war. Die Mischung zwischen Moderation, inszeniertem Fachvortrag, Filmbeispielen, Spielszenen, Interviews mit der Zelle sowie Live-Experimente hat in jeder Folge gut funktioniert, wobei wiederkehrende Elemente (gleiche Auftrittsmusik mit Moderation zu Beginn; Interviewszenen auf dem Sofa; gemeinsamer Tanz mit der Zelle zum Schluss der Folgen) den Seriencharakter inhaltlich gestützt haben. Zusätzlich gab es innerhalb der Folgen eine nachvollziehbare Entwicklung, sowohl inhaltlicher Art (wir wurden immer älter), als auch räumlicher Art. Als Kernelement unserer Bühne fungierten bunte Plastikbälle, durch die in der ersten Folge die Entwicklung von der ersten Zelle (ein Ball) bis zum komplexen Zellhaufen „Mensch“ (3000 Bälle wurden über die Bühne geschüttet) nachvollzogen wurde. In Folge#2 haben wir das Bild der ständigen Reproduktion von Zellen bedient, indem über eine abstrakte Helix (eine Mischung aus DNA Doppelstrang und Murmelbahn) immer wieder neue Bälle auf die Bühne kollerten. In Folge#3 mit Schwerpunkt Altern und Tod wurden die Bälle geschreddert und die Bühne bildete ein Meer aus «Zellschrott», wie es bei der Alterung im Körper ebenfalls der Fall ist. Als weiteres durchgehendes Bühnenelement gab es drei Overheadprojektoren, die Folien aus Vorträgen mit biochemischen Vorgängen gross auf die Bühnenrückwand projezierten und somit  die „Graphik der zellulären Vorgänge“ für das Publikum stets visuell präsent hielten.

Ebenfalls sehr gut haben die Szenen mit der Zelle funktioniert. Wir haben jeweils über Kostüm und Spielweise ganz unterschiedliche (Zell-)Typen auf die Bühne gebracht, die ein auflockernder und v.a. ergänzender Part zu den Vorträgen von Andrin Wacker waren. Die beiden Schauspielerinnen Susanne Abelein und Nora VonderMühl haben grosses Komik-Potential und konnten dieses voll auskosten. Nicht zuletzt hat das Vorhaben, eine philosophische Fragestellung über Leben und Tod aufrechtzuerhalten sehr gut funktioniert. Der biologische Fakt, dass Zellen sekündlich in uns sterben und sich neu produzieren, damit wir leben, hat auch immer wieder dafür gesorgt, dass eine gewisse Achtung und auch Ehrfurcht vor uns selbst und im Zuschauer entstehen konnte, welches wir szenisch unterstützt haben. Antje Schupp hat jeweils gekonnt durch den Abend geführt und es geschafft die einzelnen Bausteine des Abends so zu verknüpfen, dass eine Dramaturgie entstand, welche die Aufmerksamkeit der Zuschauer auch durch die komplizierteren Passagen trug.

Die drei Vorstellungen der Serie waren sehr gut besucht. Viele ZuschauerInnen beschrieben uns, dass sie bei «What the Cell?!?» nicht nur Einiges gelernt hätten, sondern fasziniert davon gewesen seien, wie gut sie den biologischen Zusammenhängen folgen konnten. Bereits ab der zweiten Folge hatten wir eine «Fangemeinde», die sich bis zum Schluss alle Teile der Serie angesehen hat. Nach jeder Folge gab es lange Gespräche mit dem Publikum und auch während der Aufführungen waren die Zuschauer immer mit einbezogen. Wir können feststellen: Theater und Wissenschaft können sich einander viel mutiger annähern, als bisher gedacht. Wissenschaftliche Themen haben durchaus das Potential, inszeniert werden zu können.

Vorstellungen der drei Akte der Serie fanden an folgenden Termin im Central der Kulturgemeinschaft Uster statt:

5. Dezember 2015: Akt 1 «Entstehung des Lebens - Die wilden Jahre (0-30 Jahre)»  
13. Februar 2016: Akt 2: «Die besten Jahre, inklusive midlife crisis und Wechseljahre» 
21. Mai 2016: Akt 3 «Älterwerden, Reifen, vom Stamm fallen»

Links

Am Projekt beteiligte Personen

Projektleitung
Dr. Andrin Wacker, Projektleiter
Christiane Dankbar, Produktionsleitung, Verein «born2perform», Basel

Weitere Projektbeteiligte
Antje Schupp, Regisseurin/Performerin,
Thomas Giger, Bühne und Technik
Anna-Sophia Röpcke, Kostüm
Susanne Abelein, Performance
Nora Vonder Mühll

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  16.05.2019