Projektbeschreibung
Behördendaten haben oft ein gesellschaftspolitisches und wirtschaftliches Nutzenpotenzial, das über den gesetzlich vorgegebenen Verwendungszweck weit hinausgeht. Sie ermöglichen einerseits einen transparenteren Einblick in die Tätigkeit von Regierung und Verwaltung und anderseits die Entwicklung neuer Dienstleistungen durch Dritte. Die systematische Bereitstellung von maschinenlesbaren Behördendaten für freie Einsichtnahme und Wiederverwendung («Open Government Data» - OGD) soll dieses Potenzial erschliessen. OGD wird inzwischen auf Stufe Bund nachgefragt (siehe Interpellationen der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit im April 2011), und vereinzelte Städte haben erste OGD-Projekte gestartet (z.B. Zürich und Genf). Am 24. Juni 2011 fand im Schweizerischen Bundesarchiv die erste Open Government Data Konferenz der Schweiz statt. Den zuständigen Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft fehlt aber bis dato eine fundierte Grundlage, welche ihnen hilft, Potenzial, Wirkung und Risiken von «Open Government Data» realistisch einzuschätzen. Die hier beantragte mulitdisziplinäre OGD-Studie soll diese Grundlage schaffen und Handlungsoptionen aufzeigen («OGD-Roadmap Schweiz»).
Angesichts der spürbar zunehmenden Erwartungen der Schweizer Öffentlichkeit in Richtung höherer Effizienz und Transparenz der Verwaltung sowie des rasanten Tempos, welches mehrere europäische Länder sowie die USA auf diesem Gebiet anschlagen, besteht ein zeitlicher Druck, diese Grundlage den Entscheidungsträgern möglichst rasch zur Verfügung zu stellen. Ein Team hochqualifizierter Experten ist unter der Leitung der Berner Fachhochschule dazu bereit, in einem Zeitraum von sechs Monaten diesem Projekt oberste Priorität einzuräumen und bis Ende Mai 2012 die Resultate vorzulegen.
Open Government Data, die offene Zugänglichkeit und Weiterverwendung von Behördendaten zur Steigerung von Effizienz, Innovation und Transparenz im Umfeld der Verwaltung, ist ein neues und vielversprechendes Gebiet namentlich für die informationstechnisch hochentwickelte Schweiz, das zu seiner fruchtbaren Erschliessung praxisnahe und multidisziplinäre Forschung und Entwicklung sowie neue Ausbildungsangebote der Verwaltungswissenschaften, der Informatik, der Betriebswirtschaft, der Sozialwissenschaften und der Arbeits- und Organisationspsychologie erfordert – ideale Projektthemen namentlich für Fachhochschulen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Die OGD-Studie Schweiz ist ein multidisziplinäres Projekt, das Ausgangslage, Potenzial, Wirkung und Rahmenbedingungen für die offene Zugänglichkeit und freie Wiederverwendung von Behördendaten («Open Government Data») in der Schweiz untersucht. Sie liefert Handlungsoptionen und Empfehlungen an die Stakeholder in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, wie das Poten-zial von OGD als eine wesentliche Ressource der Schweiz in den nächsten Jahren systematisch er-schlossen und genutzt werden kann («OGD Roadmap Schweiz»). Als Initialprojekt wird die OGD-Studie zudem definieren, auf welchen Forschungsgebieten und - soweit möglich - mit welchen konkreten For-schungs-, Entwicklungs- und Ausbildungsvorhaben die Umsetzung der OGD-Roadmap Schweiz seitens der Hochschulen zu unterstützen und begleiten ist («Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbildungspro-gramm OGD Schweiz»).
Stand/Resultate
Das Projekt konnte wie geplant vorangetrieben werden. Namentlich wurden zahlreiche Experten in den unterschiedlichen Disziplinen interviewt. Pro und Contras konnten vertieft ermittelt werden. Am 22. März 2012 konnten dem mit namhaften Persönlichkeiten besetzten Fachbeirat erste Erkenntnisse präsentiert werden. Diese wurden wohlwollend aufgenommen und engagiert diskutiert. Dem Studien-Team wurden wertvolle Rückmeldungen mit auf den Weg mitgegeben, insbesondere wird erwartet, dass konkrete Beispiele bereits umgesetzter Open Government Data Projekte dargestellt und erläutert werden.
Dank dem Beisein von Fachbeirat Beat Husi, Staatsschreiber des Kantons Zürich, konnte eine nicht geplante Umfrage zu OGD anlässlich der Staatsschreiberkonferenz vom 20. April 2012 in Angriff genommen werden. Daraus verspricht sich das Studien-Team vertiefte Erkenntnisse auf der Ebene der Kantone.
Die OGD-Studie stösst bei vielen angesprochenen Personen, Organisationen und Verwaltungsstellen auf grosses Interesse und positive Resonanz. Die Meinungen und Sichtweisen bezüglich Potenzial, Wirkung, Rahmenbedingungen sowie Risiken von OGD gehen auseinander. Es besteht aber Einigkeit, dass sich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema für die Schweiz lohnt und ein Handlungsbedarf besteht.
Erwähnenswert ist die Entwicklung im Umfeld der OGD-Studie, die zum Beginn der Studienarbeit nicht absehbar war. So wurde Open Government Data in die überarbeitete Strategie des Bundes für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz aufgenommen (März 2012): «Ziel: Zugang zu Behördendaten und –informationen erleichtern (...) Ausgebaut werden sollte auch der zeitnahe Zugang zu Daten (Open Government Data)». Neu hat der Steuerungsausschuss E-Government Schweiz an seiner Sitzung vom 4. April 2012 das Thema Open Government Data neu in den Katalog der priorisierten Vorhaben aufgenommen. Zudem wird der Begriff «Open Government Data» als Prinzip in Zusammenhang mit verschiedenen aktuellen politischen Geschäften auf Bundesebene verwendet, so z.B. bei der Totalrevision des Meteorologiegesetzes (das ein Freigabe der Meteodaten vorsieht) oder in der Botschaft zur Ratifizierung der Aarhus-Konvention (Freigabe von Umweltdaten). Verschiedene Stellen beim Bund sowie einzelne Kantone haben die erklärte Absicht, die Ergebnisse der OGD-Studie Schweiz zur Definition ihres weiteren Vorgehens auf diesem Gebiet zu nutzen.
Die finanzielle Hebelwirkung der OGD-Studie Schweiz ist angesichts des grossen Interesses am Thema und der offensichtlichen Bereitschaft verschiedener Stellen und Organisationen, in nächster Zeit praktische Schritte in die Wege zu leiten, zweifellos gegeben. Eine konkrete Quantifizierung und Zuordnung dieser Hebelwirkung ist aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.
Publikationen
André Golliez, Bruno Bucher: Open Government Data in der Schweiz – auf dem Weg zu einem «Swiss Dataspace», eGov Präsenz 2/12, S. 46 ff;
André Golliez: Open Government Data aus Sicht des Informatiksteuerungsorgans des Bundes, eGov Präsenz 2/12, S. 34;
André Golliez: Open Government Data. Das Potenzial, digma, Heft 2, Juni 2012, S.54 ff;
Alessia C. Neuroni, Reinhard Riedl, Jérôme Brugger, Swiss Executive Authorities on Open Government Data – Policy Making beyond Transparency and Participation, 46th Hawaii International Conference on System Sciences, data supplied by the
Australian Research Council, December 2009.
Medienecho
Öffentliche Geodaten von Basel künftig kostenlos bezieh- und nutzbar, schweizermagazin.ch, 13.8.2012
Studie empfiehlt, Behörden sollen ihre Daten öffentlich machen, aare.24ch, soaktuell.ch, 9.8.2012
Behörden sollten laut neuer Studie Daten prinzipiell offen legen - Les autoritées devraient publier leurs données, selon une étude; in diversen Medien der gesamten Schweiz, 28./29.6.2012
Datenoffenlegung nützt Gesellschaft, teletext.ch/SF2, 29.6.2012
Forscher wünschen sich gläserne Behörden, sf.tv, 28.6.2012
Beitrag zu Open Government Data in der Sendung 10vor10 des Schweizer Fernsehens SF, 28. Juni 2012
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 26.11.2020