Projektbeschreibung
Am Schnittpunkt von Kunst, Bildung und Öffentlichkeit findet sich ein Spannungsfeld von grossem Potential, das nicht adäquat genutzt wird. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerinstitutionen will das Kunstmuseum mit diesem Projekt eine Revision gängiger Kunst- und vor allem Kunstvermittlungspraktiken vornehmen sowie neue Formen entwickeln, überprüfen und befördern. Hinsichtlich der Partnerschaften liegt der Fokus vorerst bei den Institutionen der tertiären Bildung auf dem Platz Luzern (Campus Luzern), insbesondere der „Hochschule Luzern - Design und Kunst“. Zugleich soll sich das Projekt national und international vernetzen und den Austausch pflegen. Schlussendlich geht es um nicht weniger als die kritische und produktive Reflexion über die zukünftige Rolle der Kunst und Kunstvermittlung im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Das Projekt ist auf fünf Jahre anberaumt und bereitet die Etablierung eines Kompetenzzentrums für Kunstvermittlung mit eigener Trägerschaft vor.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
In der gegenwärtigen Phase der Neuorientierung und -positionierung der Kunsthochschulen in der Struktur der Schweizerischen Fachhochschulen ist dieses Projekt dank der verbindlichen Kooperation der Lehre und Forschung (Hochschule) mit der Praxis (öffentliches Kunstmuseum) innovativ und kann zur Relevanz der Kunst in der heutigen Zeit beitragen. Es nutzt bereits vorhandene Stärken des Kunstmuseums Luzern und knüpft zudem an die erfolgreichen Resultate des Kooperationsprojekts von Swiss Foundations «Treffpunkt Kunst», 2002-2003 (GRS 067/01) an. Neben der Gebert Rüf Stiftung beteiligen sich mit der Art Mentor Foundation Lucerne, der Avina Stiftung und der Ernst Göhner Stiftung weitere Mitglieder von Swiss Foundations an der Finanzierung.
Stand/Resultate
Durch das Entwicklungsprojekt Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung gelang es, eine substantielle Zusammenarbeit des Kunstmuseums Luzern mit den Hochschulen und der Universität Luzern aufzubauen. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Kunst- und Kulturvermittlerinnen ergänzt das Knowhow der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kunstmuseums das der Dozentinnen und Dozenten an den Hochschulen in idealer Weise. Zudem bietet das Kunstmuseum als Praxispartner ein ausgezeichnetes Experimentierfeld für Studierende.
Vom Vorkurs bis zum Master reichen die mit der Hochschule Luzern, Design & Kunst realisierten Lehrangebote. Sie wurden curricular festgeschrieben und vertraglich fixiert. Ebenso die Module Kultur und kulturelle Vermittlung sowie das ISA Modul Kulturdiagnosen, das wir mit der Hochschule für Soziale Arbeit entwickelt und mehrfach realisiert haben. Dieses interdisziplinäre Angebot spricht auch Studierende der technischen Fakultäten an. Regelmässig arbeiten wir mit der Pädagogischen Hochschule Luzern (PHLU) zusammen in der Ausbildung von Lehrpersonen für Kindergarten, Unterstufe und Sekundarstufe 1. Auch hier wird die Partnerschaft institutionalisiert. Mit der Universität kooperierten wir punktuell innerhalb von Vorlesungen, Seminaren und in grösseren interdisziplinären Projekten. Kontinuität haben die mit Social Credit Points bewerteten Praxis-Seminare der philosophischen Fakultät und des Kunstforums Innerschweiz. Insgesamt steigerten wir die Teilnehmerzahlen bei Projekten mit Studierenden von 200 im Jahr 2007 auf 1473 im Jahr 2012.
Ausstellungen und Kunstwerke weisen Bezüge zu vielfältigen in der Tertiären Bildung relevanten Themen auf. Die Erfahrungen des Entwicklungsprojektes und der Vergleich mit anderen Organisationen zeigen, dass ein einmaliger Anschub für nachhaltige anspruchsvolle Kooperationen nicht ausreicht. Spezifische inhaltliche Fragestellungen müssen jeweils neu gemeinsam entwickelt werden. Als Ergebnis der bisherigen Arbeit lässt sich festhalten, dass grundsätzlich eine hohe Bereitschaft für Kooperationen besteht. Das Entwicklungsprojekt ermöglichte es dem Kunstmuseum Luzern sehr grosszügig auf potentielle Partner zuzugehen und sich personell stark zu engagieren. Künftig werden die anfallenden Personalkosten weitgehend von den Partnern übernommen oder anderweitig über Drittmittel finanziert.
Der Umgang mit unterschiedlichen Denk- und Wissensformen bereichert die Arbeit beider Seiten in der theoretischen Reflexion wie in der praktischen Umsetzung. Sie hat positive Effekte für Studierende wie für Lehrende. Berührungspunkte sind in den fachlichen Disziplinen gegeben. Potentiale künstlerisch-kultureller Bildungsarbeit wie die Entwicklung von kritischem und kreativem Denken und Handeln, eine Schärfung der Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit sowie die Stärkung sozialer Kompetenzen wirken auch in der tertiären Bildung. Umgekehrt bereichert die Beteiligung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen und das aktive Einbeziehen von Studentinnen und Studenten auch die Arbeit des Kunstmuseums. Kunst und Museum, Wissenschaft und Forschung, eine gemeinsame innovative Lehr- und Lernkultur tragen so zur ganzheitlichen und umfassenden Bildung der Menschen bei, die unsere Gesellschaft und ihre Institutionen gegenwärtig und zukünftig gestalten.
Der Zeitraum des Entwicklungsprojektes Kompetenzzentrum für Kunstvermittlung fiel auf den Beginn eines in der Schweiz verstärkt einsetzenden Interesses für Kunst- und Kulturvermittlung. Dadurch ergaben sich Synergien und Verschiebungen in der eigenen Ausrichtung. Eine intensive Vernetzung fand spartenübergreifend auf nationaler Ebene durch das Schwerpunktprogramm von Pro Helvetia statt. Dieses mündete in die erste umfassende Internet-Plattform, die wir als Content-Partner mitrealisiert haben, und einen Dachverband für Kulturvermittlung in der Schweiz (
http://www.kultur-vermittlung.ch). Den Bereich der Forschung konnten wir zuerst in Verbindung mit dem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekt «Kunstvermittlung in Transformation» realisieren. Ein weiteres Team-Forschungsprojekt führten wir im Bereich der Arbeit mit heterogenen Schulklassen durch. Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden für unser Team zusammengefasst und konnten am 29.4.2013 auf dem Austauschtreffen «Kunst ohne Barrieren» im Zentrum Paul Klee vorgestellt werden. Weitere Forschungsprojekte z.B. zur Arbeit mit Jugendlichen und zur Ausbildung von Lehrpersonen wurden fachlich von uns unterstützt. Höhepunkt unseres Engagements im Bereich des fachlichen Austausches, der Vernetzung und der Weiterbildung war die Tagung «Kunstvermittlung in Transformation». Über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Referentinnen und Referenten aus dem internationalen Feld der Kunstvermittlung kamen dafür ins Kunstmuseum Luzern.
Publikationen
Kunstvermittlung in Transformation; Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, Hochschule der Künste Bern, Hochschule Luzern - Design&Kunst, Zürcher Hochschule der Künste. Bernadette Settele, Carmen Mösch. Erschienen 2012.
Medienecho
Im Frühjahr 2010 wurden in verschiedenen Medien (Zeitungen, Internet) Artikel zum «Projektraum Kunstvermittlung» publiziert.
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 21.12.2018