Projektbeschreibung
Ziel des Forschungsprojektes ist es, ein Instrumentarium für die Prozessevaluation von Verfahren im Rahmen lokaler Nachhaltigkeitsstrategien (Lokale Agenda 21 und verwandte Prozesse) zu entwickeln und zu testen. Bis jetzt existieren Evaluationsinstrumente nur für die Wirkung von solchen Prozessen. Nicht erfasst werden dabei die Prozesse, die zu den gewünschten Wirkungen führen sollen. Prozessevaluation ist sowohl nötig, um die Verfahren laufend zu verbessern, als auch, um mögliche Ursachen ausbleibender oder unerwarteter Wirkungen zu identifizieren. Das Instrument soll Behörden, Interessenverbänden und Nichtregierungsorganisationen erlauben, den von ihnen gestalteten Prozess laufend zu überprüfen und damit die Erfolgschancen der lokalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erhöhen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Nach wissenschaftlich-methodischen Prinzipien wurde ein Instrument entwickelt, das in der Praxis auf Akzeptanz stossen und Anreize bieten soll, es zu verwenden, indem es handlungsrelevante Informationen erzeugt. Das Instrument soll ohne spezielle Vorkenntnisse der Beteiligten anwendbar sein und während eines Prozesses Aufschluss geben über dessen Qualität. Aus dem Resultat der Evaluation sollen wirksame Verbesserungsvorschläge für den laufenden Prozess ableitbar sein. Das Instrument dient damit der «formativen Evaluation» oder «Verbesserungsevaluation», d.h. einer prozessbegleitenden, systematischen Bewertung mit dem Ziel, wenn nötig Veränderungen vornehmen zu können.
Prozesse der Lokalen Agenda 21 oder solche, die sich daran orientieren, können sehr grosse Unterschiede aufweisen bezüglich Dauer und Ablaufmuster, Art und Anzahl beteiligter Akteure, Struktur (top-down oder bottom-up) und Themen. Das Evaluationsinstrument soll unabhängig von solchen Unterschieden anwendbar sein.
Im Rahmen dieses Projektes werden nicht nur Erkenntisse aus der politikwissenschaftlichen Evaluationsforschung, sondern auch aus der Psychologie, speziell der Arbeits- und Organisationspsychologie, verwendet. Dies ermöglicht eine verfeinerte Analyse der Prozesse und damit eine Qualität des Instruments, die über die eher allgemeinen Hinweise von Checklisten und «Tips & Tricks» hinausgeht. Es wird damit ein grosses Transferpotential von der Wissenschaft hin zur Praxis genutzt, das durch den Einbezug der Anwenderinnen und Anwender in den Testgemeinden noch verstärkt wird.
Stand/Resultate
In dem Projekt wurde eine Pilotversion des Instrumentes mit der Bezeichnung ProzessKompass entwickelt. Die Sichtung und Auswertung der einschlägigen Literatur zur politikwissenschaftlichen Evaluationsforschung, von Wissensbeständen der Psychologie (speziell der Arbeits- und Organisationspsychologie) sowie von zahlreichen Broschüren und Berichten zur LA21 führte zu einer umfassenden und geordneten Liste von Merkmalen, die für die Qualitätsbeurteilung und -sicherung von LA21-Prozessen relevant sind. Die so entstandene Indikatorenliste ist gegliedert in fünf Bereiche der Prozessgestaltung: Ziele, Kommunikation, Partizipation, Institutionelle Einbindung und Prozessorganisation. Innerhalb der Bereiche werden verschiedene Prozessfaktoren unterschieden, die sich ihrerseits durch Einzelmerkmale beschreiben lassen.
Das Pilotinstrumentarium des ProzessKompass besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil ist ein Informationstext, in welchem die Bereiche und Faktoren der Prozessgestaltung beschrieben werden. Dieser Text kann den Verantwortlichen für die Prozessgestaltung einer LA21 für die Planung und laufende Verbesserung des Prozesses von Nutzen sein. Der zweite Teil ist ein Erhebungsinstrument bestehend aus einem Satz von 10 Fragebögen, mit denen Wahrnehmung und Einschätzung der verschiedenen Elemente des Prozesses aus der Sicht aller beteiligten Akteurgruppen erfasst werden („360°-Feedback“). In den Fragen sind die Einzelmerkmale der Prozessfaktoren operationalisiert. Für die folgenden zehn Akteurgruppen liegt je ein Fragebogen vor: Steuerungsgruppe, Kommunikationsverantwortliche, Verwaltung, Exekutive, Parteien, Organisationen, aktiv und nicht aktiv beteiligte Bevölkerung, Schulen und Jugendliche.
Die Pilotversion des ProzessKompass wurde in zwei Gemeinden auf Tauglichkeit und Verständlichkeit geprüft. Durch Telefoninterviews wurde zusätzliches Feedback zum Instrument eingeholt. Für die Auswertung wurde ein Prototyp eines elektronischen Auswertungsinstrumentes erstellt . Die Pilotversion des ProzessKompass hat sich als tauglich und praktikabel erwiesen und wurde sozial akzeptiert.
In dem geplanten Anschlussprojekt soll das ganze Instrumentarium aufgrund der Ergebnisse der ersten Testanwendung überarbeitet, weiter entwickelt und weiteren Prüfungen unterzogen werden. Da der ProzessKompass in seiner Endfassung durch Gemeinden oder Regionen selbst, ohne spezielle Vorkenntnisse und ohne externe Hilfe, anwendbar sein soll, wird zudem ein ausführliches Manual für seine Anwendung zu erstellen sein.
Publikationen
Bauert, Alex C. & Kaufmann-Hayoz, Ruth (2003). Participatory Evaluation of Local Agenda 21 Processes. Proceedings of EASY ECO 2 – Evaluation of Sustainability. Euro Conferences, May 15-17, 2003 in Vienna (in press).
Bauert, Alex C. (2003). Verfahren für die Prozessevaluation. In: Unilink April 2003.
Ein Ausgangspunkt des Projekts ist die Vorstudie des Projektspartners (Fa. ecos, Basel:
Isabelle Rihm & Daniel Wiener (2002): Erfolgsfaktoren und Qualitätsstandards partizipativer Prozesse in Gemeinden, Quartieren, Städten und Regionen. Basel: Typoskript.
Medienecho
keine
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 07.11.2018