PORTFOLIO

Projektdarstellungen auf der Webseite

Jedes von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird mit einer Webdarstellung zugänglich gemacht, die über die Kerndaten des Projektes informiert. Mit dieser öffentlichen Darstellung publiziert die Stiftung die erzielten Förderresultate und leistet einen Beitrag zur Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft.

Close

#Schlüsselsituationen: Kasuistik-Datenbank und Online Diskurs über Best Practice in der Sozialen Arbeit – BREF 2013

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Dieses Projekt ist einer der fünf Gewinner der Jahresausschreibung 2013 «BREF – Brückenschläge mit Erfolg» – ein Kooperationsprogramm von Gebert Rüf Stiftung und Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz – KFH. Projektpartner: Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Studienzentrum. Zum Aufbau der Plattform kooperieren 70 Fachpersonen aus Wissenschaft und Praxis.

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-055/13 
  • Förderbeitrag: CHF 282'000.00 
  • Bewilligung: 30.10.2013 
  • Dauer: 06.2014 - 09.2016 
  • Handlungsfeld:  BREF – Soziale Innovationen, 2011 - 2017

Projektleitung

Projektbeschreibung

Die Soziale Arbeit hat sich im letzten Jahrzehnt als wissenschaftliche Disziplin und Profession rasant entwickelt. Der Wissensbestand der scientific und der professional Community ist gewaltig gewachsen und die Profession benötigt dringend Instrumente zur Relationierung von Handeln, Wissen und Werten. Die Ausgangslage für das Projekt #Schlüsselsituationen bildete die Frage, wie die Verbindung von Wissenschaft und Praxis und von Wissen, Handeln und Werten optimiert werden kann. Aufgrund der Nicht-Standardisierbarkeit Sozialer Arbeit befasst sich jedes Transfervorhaben immer mit generalisierbarem Wissen wie auch mit spezifischen Einzelsituationen. Dem wird in der Sozialen Arbeit traditionellerweise in der Kasuistik Rechnung getragen, in der Fälle und Situationen Gegenstand der Analyse und Bearbeitung sind. Die Kasuistik fördert ein Wissen zutage, welches auf konkretes Handeln bezogen ist, Allgemeines und Spezifisches verbindet und sowohl vom Wissen der Disziplin wie der Profession gespeist wird. Allerdings werden Ergebnisse von solchen Reflexionsprozessen kaum dokumentiert, sondern i.d.R. nur mündlich tradiert. Diese Lücken haben wir mit dem Projekt bearbeitet und haben aufbauend auf dem achtstufigen Reflexionsprozess Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit ein Netzwerk mit Community-Mitgliedern aus Hochschule und Praxis sowie eine Plattform aufgebaut, um dieses brachliegende Wissen zu erschliessen und einem fachlichen Diskurs zugänglich zu machen. Gemeinsam können wir so die Professionalisierung der Sozialen Arbeit unterstützen.

Mit dem Ansatz von «situiertem Wissen» rücken Situationen als Kristallisationsmomente des Zusammenspiels von Wissen und Handeln ins Blickfeld, welche wir deshalb zum Ausgangspunkt für eine Kasuistik machen. Mit einer empirischen Erhebung haben wir in einem diskursiven Gruppenverfahren mit Expert/-innen aus der Praxis diejenigen Situationen, welche sie als in ähnlicher Form wiederkehrend bezeichnen, erhoben. Das Ergebnis waren rund 130 Schlüsselsituationen. Die Situationstitel ermöglichen Fachpersonen die Thematik assoziativ schnell zu erschliessen. Schlüsselsituationen eignen sich deshalb als Ausgangspunkt für die Wissenssystematik einer Kasuistik-Datenbank, welche neben der Dokumentation auch den Diskurs über Professionalität anhand konkreter Situationen fördert. Die Bedeutung von Wissen und Qualität muss situativ kontextgebunden immer ausgehandelt werden.

Ziel des Projektes war es, eine Plattform und ein Netzwerk für Studierende, Professionelle, Akademikerinnen und Akademiker sowie Organisationen der Sozialen Arbeit aufzubauen und durch den Fachaustausch die Professionalität aller Beteiligten weiterzuentwickeln. Dazu wurden theoretische und empirische Grundlagen zu online- Diskursformen, Wissenssystematiken und Informationsarchitekturen erarbeitet, auf welchen die Plattform und das Netzwerk gemeinsam mit Community-Mitgliedern aufgebaut wurde.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Wir haben eine Art Wikipedia mit Situationsbeschreibungen aus dem professionellen Alltag der Sozialen Arbeit aufgebaut. Diese stellen Praxisbeispiele, interessante Theorien, neueste Forschungsergebnisse, Erfahrungen anderer Fachkräfte, erforderliche Fähigkeiten, Werte, Qualitätskriterien und mögliche Handlungsalternativen dar. Vielfältige Beiträge aus Praxis und Hochschule führen zu einem Mehrgewinn an Wissen zu professionellem Handeln. Auf der Plattform können Professionelle der Sozialen Arbeit selber Situationen reflektieren, Fragen stellen, kommentieren oder mit anderen an ähnlichen Situationen interessierten Fachkräften in Kontakt treten. Sie erweitern so ihr fachliches Netzwerk und entwickeln ihre eigene Professionalität weiter. Unser Modell Schlüsselsituationen eignet sich insbesondere für Hochschulen und Praxisorganisationen, die Reflexion von typischen, wiederkehrenden Situationen durch einen tiefgreifenden Lernprozess fördern und so die Professionalität der Beteiligten entwickeln wollen. Unser Reflexions- und Diskursmodell unterstützt soziales Lernen in Communities of Practice und Plattform Users können sich am Diskurs beteiligen und ihr Können und Fachwissen darstellen. Die Plattform wird von einem breiten internationalen Netzwerk aus Praxis und Wissenschaft unterstützt und vom Verein Netzwerk Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit geführt.

Wir laden Sie in unser Netzwerk ein! Wir suchen Fachkräfte aus Praxis und Wissenschaft der Sozialen Arbeit, die interessiert sind, sich aktiv in einer fachspezifischen Community of Practice und auf der Plattform am Fachdiskurs zu beteiligen. Sie können so ihr eigenes Wissen und dasjenige der gesamten Profession diskursiv weiterentwickeln und dabei Ihre professionelle Expertise hinsichtlich der Qualität von Situationsbeschreibungen einbringen. Falls Sie mehr von unserer Idee hören wollen schauen Sie sich unser Erklärungsvideo an, oder besuchen Sie unsere Webseite. Lassen Sie sich überzeugen und beteiligen Sie sich an dieser innovativen Pionierarbeit. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!

Stand/Resultate

Projektdauer: Januar 2014 bis Februar 2016

Verschiedene Veranstaltungen mit Kooperationspartner/-innen wurden durchgeführt und ein Netzwerk bestehend aus Communities of Practice (CoPs) hat sich etabliert; Kategorien für die situative Wissenssystematik Schlüsselsituationen wurden theoretisch fundiert entwickelt und empirisch mittels Online-Befragung von 285 Personen erhoben und diskursiv mit den Community Mitgliedern validiert; Ein Community Management Konzept mit den Grundlagen zur Gestaltung des Netzwerkes und der Plattform wurde erarbeitet; Der technische und inhaltliche Aufbau der Plattform wurde zusammen mit den Community-Mitgliedern vorgenommen. Der Daten- und Personenschutz ist gewahrt und von einem Datenschutzexperten (Jurist) geprüft.

Insgesamt sind im Verlaufe der Projektzeit 56 Personen aktiv in einer der 13 Communities of Practice (CoP) beteiligt. Eine Durchmischung hinsichtlich des Brückenschlags Praxis – Hochschule wurde mit 24 Mitgliedern aus der Praxis und 30 aus der Hochschule erreicht. Zudem haben sich etliche lokal verankerte CoPs gebildet, so dass der geografische Raum neben der Schweiz nun auch Deutschland, Luxembourg und England umfasst;
Im öffentlichen Bereich der Plattform sind bei Projektabschluss 54 Schlüsselsituationen mit insgesamt 116 spezifischen Situationsbeschreibungen dokumentiert, die alle nach den etnwickelten Qualitätskriterien geprüft und mit entsprechenden Labels versehen wurden.

Im Juni 2015 wurde der Verein Netzwerk Schüsselsituationen Soziale Arbeit gegründet. Dieser setzt nun die Geschäftsmodelle zur nachhaltigen Sicherung von Plattform und Netzwerk um. Dazu wurden partizipativ verschiedene Betriebskonzepte für die Start-Up Phase und Geschäftsmodelle für die Folgejahre entwickelt

Neben den deutschsprachigen Informationen und Dokumentationen (Webseite, Lehr- und Lernmittel, etc.) und Bereichen auf der Plattform ist der Verein daran englischsprachige Seiten aufzubauen, sowie Kooperationen zu entwickeln mit dem Ziel ein englisches Netzwerk «Key Situations in Social Work» zu bilden.

Publikationen

Staempfli, Adi; Tov, Eva; Kunz, Regula; Tschopp, Dominik & Eugster Stamm, Stefan (2016). Improving professionalism through reflection and discourse in communities of practice: the key situations in social work model and project. The Journal of Practice Teaching and Learning.
Tov, Eva; Regula; Stämpfli, Adi; Tschopp, Dominik & Eugster Stamm, Stefan (2015). Creating a Common Language between Academics and Practitioners through Negotiation of Meaning in Communities of Practice (CoPs). In: Sharma, Subash & Zirkler, Michael, (Eds.). International Dialogs amongst research and practice. Bangalore: Indus Business Academy Publication, , S. 92-102.
Kunz Regula (2015). Wissen und Handeln in Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit : empirische und theoretische Grundlegung eines neuen kasuistischen Ansatzes. PhD Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities
Kunz, Regula (2015). Situative Kasuistik - Die Relationierung von Theorie und Praxis durch Schlüsselsituationen. In: Bolay E., Iser A. & Weinhardt M. (Hg.). Methodisch Handeln. Impulse zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Springer VS
Stämpfli, Adi; Kunz, Regula &Tov, Eva (2014). Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit als Scharnier zwischen Theorie, Wissenschaft und Praxis. In: Unterkoffler, U. & Oestreicher, E. (ed.). Theorie-Praxis-Bezüge in professionellen Feldern. Leverkusen-Opladen: Budrich Uni-Press, S. 237-260;
Kunz, Regula/Stämpfli, Adrian/Tov, Eva (2014). Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit: Durch Reflexion und Diskurs Wissen für die Praxisausbildung sichtbar machen. In: Roth, Claudia /Merten, Ueli (Hg.). Praxisausbildung konkret. Leverkusen-Opladen: Barbara Budrich. S. 175-195;
Tov, Eva; Kunz, Regula & Stämpfli, Adi (2013). Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit. Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice. Bern: hep.
Kunz, Regula, Stämpfli, Adi, Tov Eva, & Tschopp Dominik (2012). Virtuelle Community of Practice. Fachdiskurs und Wissensintegration mittels Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit. SozialAktuell, 9, 24–25;
Stämpfli, A., Kunz, R., & Tov, E. (2012). Creating a bridge between theory and practice: Working with key situations. European Journal of Social Education, 22/23, 60-78;

Medienecho

Das Modell und Projekt #Schlüsselsituationen wurde im FOKUS.sozialinfo.ch als Monatsthema April 2016 ausführlich mit Stimmen von Mitbeteiligten dargestellt.

Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt (2015) schreibt in seiner Rezension zum Buch Schlüsselsituationen (Tov, et al., 2013): «Der Band von Eva Tov, Regula Kunz und Adi Stämpfli ist argumentativ überzeugend formuliert. Es liegt ein gut lesbares, illustratives Werk vor – die eigentliche „Leistung“ aber besteht meines Erachtens in dem Versuch, jenseits der Publikation ein Netzwerk, also eine Community of Practise aufzubauen, die als Ort des Austauschs und der systematischen Reflexion praxisrelevanter Handlungssequenzen fungieren und den Anschluss von Praxis an Wissenschaft und Wissenschaft an Praxis doppelt begründen und vertiefen kann. Das Autorenkollektiv „lebt“ die eigene Darstellung. Offen bleibt (noch), inwieweit die Übertragbarkeit des (Arbeits-) Modells auf Praxisbezüge jenseits ambitionierter Settings, wie sie sich in der Darstellung und in der Person der Autorinnen und des Autors andeuten, gegeben ist. Das zu zeigen wird sich (auch) an der Dokumentation auf der Plattform der Fachhochschule Nordostschweiz – und vor allem dem weiteren Verlauf des Diskurses um Schlüsselsituationen dort – ablesen lassen. Vielleicht gelingt den Schweizern auch ein nachhaltiger Übersprung nach Deutschland?»

Projekt Schlüsselsituationen
FHNW Soziale Arbeit

Links

Am Projekt beteiligte Personen

Projektleitung:
Prof. Regula Kunz, Projekleiterin, Studienzentrum, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Adi Stämpfli, MSc, dipl Sozialarbeiter FH, Lecturer in Social Work, Goldsmiths,University of London, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Prof. Dr. Eva Tov, selbstständig in nationalen und internationalen Forschungsprojekten tätig, Lehraufträge an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Dominik Tschopp, MA, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Studienzentrum, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Pilar Gonzalez, Projektassistenz, Studienzentrum, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Zudem arbeiten rund 50 Community-Mitglieder aus Hochschule und Praxis aktiv im Netzwerk mit.

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  19.07.2018