Projektbeschreibung
Zwischen Wissenschaft und Politik besteht in der Schweiz wenig direkte Interaktion, obwohl wissenschaftliche Aspekte bei der Erarbeitung von Gesetzen und der Lösung gesellschaftlicher Fragen zunehmende Bedeutung haben. Für die Parlamentarier der Bundesversammlung ist eine unabhängige Expertise und Unterstützung durch kompetente junge Wissenschaftler deshalb wünschenswert. Umgekehrt ist es für die Wissenschaftswelt interessant, Erkenntnisse aus der Forschung einzubringen und die Gegebenheiten in der Politik besser kennen zu lernen. In Anlehnung an ein in den USA etabliertes Programm hat der CASS (Rat der schweizerischen wissenschaftlichen Akademien) der Gebert Rüf Stiftung 2001 den Antrag gestellt, das Pilotprojekt "Anschubfinanzierung CASS-Stipendien" (GRS-068/00) zu unterstützen. Seit 2002 werden Stipendien an junge Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen vergeben, die für ein Jahr die Mitglieder von National- und Ständerat unterstützen. Eine Evaluation durch das gfs-Forschungsinstitut (2004) hat ergeben, dass das Pilotprojekt seine Ziele erreicht hat und eine Fortführung sinnvoll wäre. Dazu ist eine Professionalisierung und finanzielle Absicherung notwendig. Das hier beschriebene Folgeprojekt dient diesen Zielen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Die Gebert Rüf Stiftung finanziert das Programm, weil es im Gesellschaftsbereich der Politik einen substantiellen und wegweisenden Beitrag zur aktuellen Thematik "Public Understanding of Science" leisten kann. Das Folgeprojekt wird unterstützt, weil es der Institutionalisierung der Ziele dient und Finanzen von dritter Seite mobilisiert.
Stand/Resultate
Zusätzlich zu den sechs bisherigen sind im Rahmen des hier beschriebenen Folgeprojekts bisher zwei Stipendiaten finanziert worden: Thomas Marty, Biowissenschaftler (1.2.05 bis 31.12.05), und Tina Gehrig, Ethnologin (1.8.05 bis 31.7.06). Zwei weitere Stipendien werden im Jahr 2006 das Bundesparlament unterstützen, der Biologe Frank Rutschmann und der Soziologe und Politikwissenschafter Ludwig Zurbriggen. Rutschmann dissertiert an der Universität Zürich zur molekularen Altersbestimmung von Blütenpflanzen, Zurbriggen hat seinen Doktortitel zu einer politischen Partei an der Universität Genf gemacht. Beide können ein breites Spektrum von Publikationen vorweisen, haben Erfahrung in Lehre und Öffentlichkeitsarbeit und verfügen über hervorragende Kenntnisse des Französischen.
Gleichzeitig läuft die Professionalisierung des Projekts. Seit Mai 2005 führt Thomas Pfluger, Biologe und Wissenschaftsjournalist, die Geschäftsstelle mit einem vom CASS finanzierten Pensum von 20 Stellenprozenten. Zusammen mit dem Führungsgremium erarbeitet er die Grundlagen für eine Stiftung, welche die Stipendien in Zukunft selbstständig tragen und weiterführen soll. Verschiedene Institutionen der Wissenschaftswelt haben bereits zugesagt, diese zu unterstützen; weitere werden im Verlauf der nächsten Monate angefragt.
Publikationen
Im Anschluss an sein Stipendium hat Alessandro Maranta unter dem Projekttitel "Imaginierte Bürgerinnen und Bürger" die Gesetzgebung in den Kommissionen und Räten zu Gentests am Menschen untersucht, die er als CASS-Fellow begleiten durfte. Die Studie soll unter dem Titel "Innovation durch Politik: Gesetzgebung zu Gentests in der Schweiz" Ende 2005 erscheinen.
Die Stipendiaten haben verschiedene Publikationen erstellt, die allerdings nur für die Parlamentarier der Bundesversammlung bestimmt sind. Die Publikationen befassen sich mit diversen Themen wie z.B. der Revision des Telekommunikationsgesetzes, parlamentarischen Initiativen (z.B. für einen Bildungsrahmenartikel), der GenLex oder der Revision des IV-Gesetzes.
Medienecho
Artikel im Vision 3/2002, Seite 34
Diverse Pressemeldungen in Schweizer Tageszeitungen
Links
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 17.07.2018