Projektbeschreibung
Wenig ist darüber bekannt, wie Schweizer Juristen und Juristinnen an zentralen Positionen, als Richter, Rechts- und Justizbeamte, Parlamentarier und Departementsvorsteher, als international tätige Juristen, Rechtsdiplomaten, Professoren und Rechtsanwälte die Internationalisierung der schweizerischen Rechtskultur seit dem Zweiten Weltkrieg persönlich erlebt und verarbeitet haben und welche Bedeutung dieser Sachverhalt in ihrem beruflichen Leben einnahm. Das Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, mit rund 35 Personen aus den oben skizzierten Arbeitsfelder ein jeweils zweistündiges Gespräch zu führen, das einerseits sich nach einem vorgegebenen Frageschema strukturieren, andererseits offen ist und den individuellen Erfahrungen und den damit verbundenen Deutungen einen wesentlichen Platz einräumt.
Die Gespräche werden laufend transkribiert und redaktionell, in Absprache mit dem Gesprächspartner, bearbeitet. Zu spezifische Sachverhalte werden in Hinblick auf ein weiteres Publikum erläutert. Dazu kommen zu jeder befragten Person ein Kurzlebenslauf, eine Bibliographie seiner für das Forschungsprojekt relevanter Artikel und Monographien und eine Porträtaufnahme.
Den so entstehenden Quellen, den Gesprächen, werden wissenschaftliche Artikel ergänzend zugeordnet, die die Ergebnisse der Gespräche systematisieren und übergreifend kontextualisieren. Es wurden neben Juristen, die historisch arbeiten, auch Historiker, Kulturwissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Filmwissenschaftler, Sozialanthropologen und Schriftsteller als Autoren für diese analysierenden und kommentierenden Texte angefragt. Die Resultate des Forschungsprojektes, die Gespräche und die wissenschaftlichen Text, sollen in einem Buch erscheinen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Dieses Projekt basiert auf der «Anthology of Swiss Legal Culture», einer Webseite, die Grundlagentexte zur Frage der Globalisierung, Europäisierung und Amerikanisierung der schweizerischen Rechtskultur in der historischen Tiefe für Lehre und Forschung zur Verfügung stellt.
Durch das methodische Vorgehen der Oral History können Erfahrungswissen aus dem Berufsalltag und Deutungen historischer Ereignisse abgefragt werden, die so in keiner geschichtlichen Darstellung auftauchen, weil die damaligen Akteure (unsere Zeitzeugen) bisher weder Veranlassung dazu fanden, sich darüber zu äußern, noch von außen dazu angeregt wurden. Dem Forschungsprojekt geht es dabei sowohl um den subjektiven Faktor in der autobiographischen Wahrnehmung sich verändernder Rechtshegemonien (Einflüsse des internationalen, europäischen und amerikanischen Rechts) als auch um die biographischen Voraussetzungen juristischer Lebensläufe. Das Projekt schafft damit die Voraussetzung, den Prozess der sich seit dem Zweiten Weltkrieg verändernden schweizerischen Rechtskultur verstehen und darstellen zu können, um ein erweitertes Publikum dafür zu interessieren.
Stand/Resultate
Die Gesprächspartner wurden per Post und/oder Internet angeschrieben, Gesprächstermine wurden festegelegt, so dass der Plan, in den ersten sechs Monaten alle Gespräche durchzuführen, realisiert werden kann.
Projektstart: 1. März 2016
Publikationen
Noch keine
Medienecho
Noch keine
Links
Am Projekt beteiligte Personen
Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung 16.06.2021