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Projektdarstellungen auf der Webseite

Jedes von der Gebert Rüf Stiftung geförderte Projekt wird mit einer Webdarstellung zugänglich gemacht, die über die Kerndaten des Projektes informiert. Mit dieser öffentlichen Darstellung publiziert die Stiftung die erzielten Förderresultate und leistet einen Beitrag zur Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft.

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Organisation und Entwicklung transdisziplinärer Forschungsprozesse

Redaktion

Für den Inhalt der Angaben zeichnet die Projektleitung verantwortlich.

Kooperation

Diese Rubrik wird erst seit 2010 erfasst.

Projektdaten

  • Projekt-Nr: GRS-089/99 
  • Förderbeitrag: CHF 600'000 
  • Bewilligung: 06.04.2000 
  • Dauer: 09.2000 - 10.2003 
  • Handlungsfeld:  Pilotprojekte, 1998 - 2018

Projektleitung

Projektbeschreibung

Das Aufkommen von inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit ist mit einer tiefgreifenden Veränderung in der Organisation und im Forschungsmanagement wissenschaftlicher Institutionen verbunden. Zugleich vollzieht sich ein grundlegender Wandel im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, wobei Partner/innen aus der Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik immer stärker in alle Phasen der wissenschaftlich-technischen und sozialen Problemdefinition und Lösung einbezogen werden sollen.
Zu den Kernaufgaben des Collegium Helveticum der ETH Zürich gehört es, neue Strategien transdisziplinärer Forschungskooperation zu entwickeln, welche diesen sich wandelnden Anforderungen an die Wissenschaft Rechnung tragen. Im Rahmen dieses Projekts soll ein Forschungsmodell aufgebaut werden, welches es erlaubt, «transdisciplinarity in the making» exemplarisch zu testen und weiterzuentwickeln.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Als wichtiges Förderkriterium nennt die Gebert Rüf Stiftung "Interdisziplinarität". Sie ist überzeugt davon, dass neue Lehre und Forschung vor allem an den Rändern des durchorganisierten und spezialistischen Wissenschaftsbetriebs wirksam werden kann. Diese vielversprechenden Schnittstellen liegen nicht nur zwischen den Wissenschaften, sondern auch zwischen diesen und den Nutzer/innen eines gemeinsamen Lernprozesses. Die Gebert Rüf Stiftung unterstützt daher die Idee des Collegium Helveticum, sich in einem angewandten Projekt mit der Frage der Organisation und Entwicklung von Trans- bzw. Interdisziplinarität auseinanderzusetzen.

Stand/Resultate

Im Spannungsfeld zwischen lokalem und globalem Wissen kommt den Orten der Wissensproduktion eine spezielle Bedeutung zu: Sie sind einerseits an konkrete Lokalitäten gebunden, andererseits durch Austausch und teilweise weitreichende internationale Netzwerke mit anderen Orten in wechselnden Konfigurationen verbunden. Im Unterschied zu Netzwerken, die eine oft lose Kooperation darstellen oder strategische Ziele auf einer breiten Basis verfolgen, sind Orte transdisziplinärer Wissensproduktion in hohem Masse lokal verankert und heterogen. In den vier Schwerpunktbereichen des Projekts bildete einmal „das Netz“ (bzw. Schreiben am Netz) einen solchen Ort, zum anderen war es die technologische Plattform, um die herum das Functional Genomics Center Zurich aufgebaut worden war. Ort war auch das Collegium Helveticum als Ausbildungsstätte, Vernetzungslokalität und Transitraum für die verschiedenen Jahrgänge der KollegiatInnen und deren Biographien, es fungierte aber auch im abstrakten Sinne als Ort für die Erzeugung eines spezifischen, kontextgebundenen Wissens.
Für die Eignung eines Orts zur transdisziplinären Wissensproduktion fallen zusätzliche Kriterien ins Gewicht, die ihn überhaupt erst konstituieren. Dazu gehört die Disponibilität, sich auf mögliche Widersprüche und auf Gegensätze in den unterschiedlichen Wissenschaftskulturen, ihren Sprachen, Methoden, Bildern und Herangehensweisen einzulassen. Der Ort muss „fehlerfreundlich“ sein in dem Sinn, dass Abweichungen und Umwege zu den gesetzten Zielen geduldet, ja deren Produktivität vorausgesetzt werden. Es müssen jedoch klare und konstruktive organisatorische Vorkehrungen getroffen werden, die eine gemeinsame Aneignung des Ortes ermöglichen. Dazu gehört die Entwicklung gemeinsamer Fragestellungen, einschliesslich der Zeit, die dafür notwendig ist, und das Herstellen sogenannter ‚Grenzobjekte‘. Diese können materielle Gegenstände, reale oder virtuelle Phänomene, Konzepte, Metaphern, aber auch technische Artefakte sein, die für alle Beteiligten erkennbar und bedeutsam sind, von ihnen aber unterschiedlich gesehen, interpretiert und gehandhabt werden. Die gemeinsame Arbeit erfolgt teilweise an diesen Grenzobjekten, die sich dadurch verändern und schliesslich zur Ausstattung des Ortes werden und diesem seine Eigendynamik verleihen. In den verschiedenen Schwerpunktbereichen hat die Konstituierung und Entwicklung solcher Objekte eine grosse Rolle gespielt.
Im Prozess der transdisziplinären Wissensproduktion hat sich schliesslich gezeigt, dass die disziplinäre wissenschaftliche Arbeitsteilung nur bedingt – und manchmal nur auf Zeit - aufgegeben wird, kehren doch viele Beteiligte nach einiger Zeit wieder in ihre Disziplin zurück. Dennoch ist die Bereitschaft essentiell, sich an die Grenzen des eigenen Fachs, ja der eigenen Kompetenz zu begeben, und auf die Sicherheit zu verzichten, die dadurch verliehen wird. Erst das Aufgeben von disziplinären Selbstverständlichkeiten ermöglicht den ‚kreativen Sprung‘ in die Produktion von Wissen, das jenseits der einzelnen Disziplinen liegt. Orte transdisziplinärer Wissensproduktion sind aber auch in verschiedener Hinsicht prekäre Orte. Oft sind sie nicht ausreichend institutionalisiert. Sie bleiben anfälliger als andere Orte auf Veränderungen in den finanziellen, organisatorischen oder politischen Rahmenbedingungen. Sie sind stärker als andere Orte abhängig von den Personen, durch die sie ‚verkörpert‘ werden. Das ‚leadership‘ starker Persönlichkeiten, die den Ort prägen, ist ebenso unabdingbar wie die Bereitschaft von Mitarbeitenden, sich mit grossem Einsatz für die Entwicklung neuer Idee zu engagieren.

Publikationen

Johannes Fehr, "Zwischen Schreibräumen. Notate zu einem laufenden Projekt", in Helga Nowotny, hg. (2003), Jahrbuch 2002 des Collegium Helveticum, vdf Hochschulverlag, Zürich, S. 351-385.
Daniel Kauz und John Ziman, "Localised Science: Novelty, Plurality and Narratives", in Helga Nowotny, hg. (2003), Jahrbuch 2002 des Collegium Helveticum, vdf Hochschulverlag, Zürich, S. 287-302.
Helga Nowotny, „Shifting Contexts: Science, Art and their Audiences“,in dies., hg. (2003), Jahrbuch 2002 des Collegium Helveticum, vdf Hochschulverlag, Zürich, S. 219-228.
Johannes Fehr & Walter Grond, hg. (2003), Schreiben am Netz. Literatur im digitalen Zeitalter, Haymon-Verlag, Innsbruck, 2 Bände.
Matthias Michel, hg., fakt+fiktion 7.0 .Wissenschaft und Welterzählung. Die narrative Ordnung der Dinge, Edition Collegium Helvevticum, Bd 1, Chronos Verlag, Zürich, ca. 450 Seiten [in print].

Medienecho

keine

Links

Letzte Aktualisierung dieser Projektdarstellung  18.11.2020