Ziel des Forschungsprojektes PROMO 35 ist es, Instrumente zur politischen Nachwuchsförderung zu entwickeln. Die Gemeinden sollen in ihrer Personalsuche unterstützt werden, Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und umsetzen können. Dadurch soll der Anteil der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren in den Gemeindeexekutiven erhöht und die Nachfolge erleichtert werden. Das Projekt will letztlich einen Beitrag zu einem starken Milizsystem in den Schweizer Gemeinden leisten.

Die Personalsuche wird meistens den Parteien oder einzelnen Interessengruppen überlassen. Auf Gemeindeebene fehlen systematische Ansätze, wie junge Erwachsene schrittweise an politische Ämter herangeführt werden können. Zudem mangelt es an wissenschaftlich fundierten Verbesserungs- und Umsetzungsmassnahmen.
Die Förderung des politischen Engagements fokussiert sich bis anhin stark auf die Einbindung Jugendlicher im Rahmen von Jungendparlamenten. PROMO 35 geht einen Schritt weiter und will den Einstieg von jungen Erwachsenen in die Politik über Behördenämter mit Exekutivverantwortung – zum Beispiel Gemeindevorstand, Schulrat, Kommissionen – erleichtern. 
PROMO 35 ist als angewandtes Forschungsprojekt konzipiert. Beteiligt war federführend die HTW Chur, unterstützt durch den Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ. Des Weiteren begleiteten das Projekt folgende Praxispartner: Schweizer Gemeindeverband, Departement Volkswirtschaft und Inneres Kanton Aargau (Gemeindeabteilung), Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau, Amt für Gemeinden Kanton Graubünden, Gemeindeamt Kanton Zürich, Verein Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfachleute, Gemeindepräsidentenverband Kanton Zürich und Economiesuisse. Diese Zusammenarbeit ermöglichte einen Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis.

Die Personalsuche für Gemeindebehörden ist in der Schweiz zunehmend schwieriger geworden. Viele Gemeinden haben Mühe, genügend und auch noch qualifizierte Kandidierende für die zahlreichen Behördenwahlen zu finden. Die Gründe sind vielschichtig: Zum einen hat die Komplexität und der Aufwand der Gemeindeämter stark zugenommen, zum anderen haben diese erheblich an Ansehen eingebüsst. Auffallend ist die unterdurchschnittliche Vertretung von jungen Erwachsenen. Nicht einmal jeder zwanzigste Gemeinderat ist jünger als 35 Jahre. Anders als im Sport wird der politische Nachwuchs nicht systematisch aufgebaut. Vor allem Exekutivmandate stellen hohe fachliche, zeitliche und persönliche Anforderungen. Dies ist eine grosse Hemmschwelle für junge Erwachsene, was auch durch die vorliegenden Ergebnisse bestätigt wird.
Im Rahmen von PROMO 35 wurden die Bedürfnisse von jungen Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren und Anforderungen der Gemeinden umfassend erhoben. Auf dieser Grundlage sind in verschiedenen Workshops mit den beteiligten Praxispartnern Massnahmen entstanden. Insgesamt liegen über 80 Massnahmen mit zahlreichen Praxisbeispielen zu 18 grundlegenden Stossrichtungen vor. Die Ergebnisse sind in einem interaktiven Online-Tool aufbereitet und richten sich an Gemeindepolitiker, Lokalparteien, Gemeindeverwaltungen und an die interessierte Öffentlichkeit. Die Grundlagen dazu sind in einer wissenschaftlichen Studie publiziert worden. Praktische Hilfsmittel inklusive Methodenkoffer wurden in einem Leitfaden zusammengefasst und unter PROMO 35 veröffentlicht. Die Projektergebnisse wurden anfangs Februar 2019 publiziert.

Curdin Derungs, Dario Wellinger (2019): PROMO 35 – Politisches Engagement von jungen Erwachsenen in der Gemeindeexekutive – Analysen und Stossrichtungen: Studie, HTW Chur Verlag, ISBN-978-3-9524599-6-6
Curdin Derungs, Dario Wellinger (2019): PROMO 35 – Förderung des politischen Engagements von jungen Erwachsenen in der Gemeindeexekutive: Leitfaden, HTW Chur Verlag, ISBN- 978-3-9524599-5-9
Curdin Derungs, Dario Wellinger (2019): «Raus aus dem Elfenbeinturm», Wissensplatz 01/2019, HTW Chur