Georgien und Armenien stellen heute zwei unterschiedliche Welten dar: Das renommierte Institut «Freedom House» bezeichnet in seinem internationalen Screening beide Transitionsländer nach wie vor als «teilweise frei». Die Unterschiede fallen allerdings deutlich aus. Während im Bericht 2017 Georgien auf dem Demokratieindex mit 64 von 100 Punkten relativ gut dasteht, ist Armenien mit 45 Punkten deutlich schlechter gestellt. Zum Vergleich: Die Schweiz erhielt 96 Punkte.
Zudem hat Georgien 2014 mit der EU das Handelsabkommen «Deep and Comprehensive Free Trade Area (DCFTA)» abgeschlossen, und 2017 wurde die georgische Visumspflicht für den Schengenraum abgeschafft. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Georgien in der Weltbankstudie «Doing Business 2018» auf dem hervorragenden 9. Rang rangiert, Armenien hingegen weit abgeschlagen auf dem 47 Platz. Tbilisi ist allmählich auf die Liste der Städtereisen gerutscht ist. «There are several reasons why Georgia should be on your mind,» titelte im November 2017 das Magazin Vogue.
Während also in Georgien eine Aufbruchstimmung herrscht, zeigen sich in Armenien, das oft als «Armenhaus Europas» bezeichnet wird, kaum Anzeichen einer robusten Entwicklung. Zwar hat sich als Folge der Öffnung zur Welt eine innenpolitische Dynamik entwickelt. Doch die samtene Revolution von 2017 unter Nikol Paschinjan hat im Volk sehr hohe Erwartungen geweckt, die nicht rasch erfüllt werden können. Die nationale Ernüchterung ist abzusehen.